Das Boot - Ein Boot geht vor Anker | Ponte Courage

DAS BOOT -
PONTE COURAGE

by Dirk Jürgensen


DAS BOOT - EIN BOOT GEHT VOR ANKER 


Das Boot - Ponte Courage - Dirk Jürgensen


Längst hatte sich seine Haut abgewöhnt, zu verbrennen. So konnte es reichen, wenn er sich nur zur Mittagszeit unter der öligen Plane verbarg – allein mit der Sonne in seinem Boot. Ja, es war sein Boot. Er hatte es, sein Glück kaum fassend, ehrlich erworben und den ehemaligen Fischer damit sogar von einer Last befreit. Von der Last, etwas Verbotenes zu besitzen, etwas, das er müde wurde, Tag für Tag vor den Uniformierten zu verstecken, weil das Hinausfahren für Zivilisten nicht erlaubt war. Nun hatte das Boot wieder einen Zweck.

Die erste Strecke hatte er rudern müssen. In der Dunkelheit aufs offene Meer. Er konnte noch nicht einmal schätzen ob er weit genug gekommen war, als ihn die Kraft seiner Arme verließ, ob er dorthin gekommen war, wo es die eine Strömung geben soll. Die, die bis in die Freiheit reicht. Die Freiheit einer unbekannten Küste. Dabei hatte er sich einmal zuhause gefühlt, in diesem viel zu heißen Land. Einem Land, einem Dorf, das seine Eltern und ihn als Fremde kenngelernt hatte und zu dem er jetzt sagen konnte, es sei sein Land, sein Dorf gewesen. Bis – sie nannten es Wahlen – in der fernen Hauptstadt neue Mächtige hervorgebracht hatten. Lange war diese Regierung nur ein Gerücht. Doch es begannen die unregelmäßig wiederkehrenden Tage, an denen die Uniformierten in den Dörfern auftauchten. Um für Ruhe und Ordnung zu sorgen, um die sich noch nie jemand hatte kümmern müssen. 

Wahllos nahmen sie junge Männer aus ihren Familien heraus, nannten sie eine Gefahr und Verräter für was auch immer. Gezielt griffen sie Fremde und Menschen mit Bildung und gutem Ruf. So zwangen sie ihn, den Unterricht aufzugeben, drohten, ihn mitzunehmen, ihn zu töten. Die Alten erkannten die Gefahr, wußten bescheid, drängten ihn immer wieder zum Aufbruch, zur Flucht, die ihre eigene Körper nicht mehr möglich war, gaben ihn den Rat zum Meer zu ziehen, ein Boot zu nehmen. Er wollte gar kein Held sein. Er wollte dennoch bleiben, zauderte, ließ sich dann doch widerwillig überreden, als es fast schon zu spät war. Er verschwand aus seinem Dorf und hinterließ eine Erinnerung, die niemandem erlaubt war. Er ging tagelang, bis er die Insel die Insel sah. Er konnte hinüberwaten, so nah war sie der Küste vorgelagert. Es war Erntezeit und er konnte sich einer Kolonne von Arbeitern anschließen, zaghafte Erkundigungen über die Fluchtmöglichkeiten einholen. Dabei brauchte er nur ein Boot, um sich von der Strömung forttragen zu lassen. 

Ein Boot zu finden, war auf einer Insel, deren Bevölkerung nur aus Bauern und Uniformierten bestand, schwer. Die Fischerei wurde kurz nach den Wahlen verboten, als die Uniformierten merkten, daß die Fischer nur noch von der bezahlten Fluchthilfe lebten. Einige von ihnen wurden umgebracht, manche wurden zu Bauern, die meisten flohen. Er freundete sich mit einem alten Mann an. Dieser, viel zu schwach für die Arbeit, doch von den anderen Arbeitern als verrückter Geschichtenerzähler geschätzt und deshalb in der Kolonne akzeptiert und mitgeschleift, berichtete ihm, nur ihm, wieder und wieder von seinem ebenso alten Bruder, der sich nicht überwinden konnte, sein letztes Boot zu zerstören. Er glaubt ihm.
 
Nun saß er in diesem Boot, das, erfaßt von einer schwachen aber beständigen Strömung, dennoch still zu stehen schien. Die Hoffnung hielt ihn lange wach, von einem Schiff aufgelesen oder an einem fremden Ufer angespült zu werden. Tage und Nächte mochten vergangen sein und noch vergehen. Irgendwann war die letzte Wasserflasche geleert und die Müdigkeit größer als jede Hoffnung. Aus dem Sitzen wurde beim Verkriechen unter die Plane ein Liegen. Der Kapitän wurde zum Passagier und dieser in seiner nun eintretenden Ohnmacht zur willenlosen Fracht. So trieb das Boot dahin. Bei meist ruhiger See. Ohne Ziel, denn dem Boot war die Richtung egal, ob es nur dümpelte oder schneller trieb und ein paar Wellen ins Innere platschten. Es scherte sich nicht einmal darum, beinahe von Bugwelle eines Frachters erfasst worden zu sein, dessen betrunkene Mannschaft nichts bemerkte. 

Und es war ihm egal, daß der Kies eines nahen Strandes die letzte Farbe unter seinem Kiel abscheuerte. Es war ihm auch egal, daß die Reise nun beendet war und daß es laut johlende Kinder waren, die in ihm den Bewusstlosen entdeckten und mit ihrem Geschrei eine Gruppe Uniformierter herbeilockte.

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